Full Size Fastback
Sportlich gestylter Sixties-Ford im Großformat: 1968er Galaxie 500 Fastback
Full Size Cars waren in den USA während der 1960er-Jahre immer noch das Maß der Dinge: Den Löwenanteil der Verkäufe machten weiterhin die ausgewachsenen Straßenkreuzer aus. So konnte Ford 1968 von seinem großen Fastback-Coupe höhere Stückzahlen absetzen als vom Mustang Fastback. Heutzutage hat sich das Verhältnis drastisch verändert: Während die schnittige Pony-Car-Variante praktisch auf keinem Treffen fehlt, sind Ford Full Size Fastbacks beinahe ausgestorben. Für Simon Kötting lag nicht zuletzt darin der Reiz, als er sich sein Ford Galaxie 500 Fastback zulegte.

Als die NASA mit Volldampf an ihrem Raumfahrtprogramm mit dem Ziel der Mondlandung arbeitete, war bei Ford die Total-Performace-Ära in vollem Gange. Das bedeutete nichts anderes, als dass der Konzern seit Anfang der 1960er in allen wichtigen Motorsportkategorien mitfuhr und einen Erfolg nach dem anderen einheimste. Ob als Motorenlieferant in der Formel 1, im Langstreckensport mit dem GT40 Mark IV oder mit dem Torino in der NASCAR Series, Ford hatte auch 1968 überall die Nase vorn. Bis 1966 war Ford sogar mit dem Galaxie auf den NASCAR-Pisten unterwegs.

Die zahlreichen Motorsporterfolge nutzte das Unternehmen natürlich auch in der Werbung. „Wenn derselbe Ingenieur, der eine perfekt ausgewuchtete Kurbelwelle entwirft, die stark genug ist, um bei den 24 h von Le Mans 7.000 U/min auszuhalten, auch die Kurbelwelle für eine LTD-Maschine entwickelt, die mit 3.400 U/min auf dem Kansas Turnpike unterwegs ist, dann ist leicht zu erkennen, wie Ideen, die sich im Motorsport bewährt haben, ihren Weg in Ford-Modelle finden, die Sie kaufen können“, schwadronierte eine Reklamebroschüre für das Modelljahr 1968.

Das Full-Size-Angebot von Ford
48 Modelle, verteilt auf fünf Fahrzeuglinien, hatte Ford damals im Programm. Die Palette reichte von der kompakten Falcon-Linie über die Fairlane-Intermediates bis hin zu den Galaxie Full-Size-Modellen, ergänzt wurde das Programm durch das Mustang Pony Car und die Personal-Luxury-Modelle der Thunderbird-Linie. Allein das Full-Size-Angebot bestand aus dem Basismodell Ford Custom, dem etwas weniger kargen Custom 500, dem gehobenen Galaxie 500, dem sportlich angehauchten Galaxie 500 XL und dem Luxus-Flaggschiff LTD. Alle Full-Size-Modelle bis auf den XL und den LTD waren neben der V8-Asuführung auch mit Reihensechszylinder lieferbar.
Das Volumenmodell war der Galaxie 500, der gegenüber den einfacheren Modellen mit Aluverkleidungen an den Schwellern und einer Heckblende auftrumpfen konnte. Im Innenraum bot der Galaxie 500 unter anderem Holzdekor an den Türen und am Armaturenbrett. Außerdem waren eine Beleuchtung im Kofferraum und im Handschuhfach serienmäßig. Alle Ford Full-Size-Cars waren zum Modelljahr 1968 einem Facelift unterzogen worden: Anstatt übereinander angeordneten Scheinwerfern hatten die Neuen jetzt nebeneinanderliegende Doppelscheinwerfer, die sich beim XL und beim LTD serienmäßig hinter verschiebbaren Blenden versteckten.

Von insgesamt 1.752.502 im Modelljahr 1968 produzierten Ford-Personenwagen waren 339.262 Stück Galaxie 500, mehr als alle Mustang-Ausführungen zusammen. Beim Galaxie 500 entfielen wiederum 69.760 auf das Fastback Coupe, während der Mustang Fastback es auf 42.325 Stück brachte. Bei gleicher Überlebensquote müssten demnach bei Shows für je zwei teilnehmende 1968er Mustang Fastbacks mindestens drei Galaxie 500 Fastback Coupes auf dem Platz stehen.
Exklusives Modell
Wer sich schonmal auf einem US-Car-Treffen umgesehen hat, weiß dass die Wirklichkeit anders aussieht: Während der Mustang Everybody’s Darling ist, tauchen die Full-Size-Modelle nur sehr selten auf. Auch Simon, der das geräumige Coupe inzwischen seit mehr als vier Jahren besitzt, kann sich über einen Mangel an Exklusivität nicht beklagen: „Soweit mir bekannt ist, handelt es sich um eines von zwei Fahrzeugen dieses Typs in Deutschland.“ Schon als kleiner Junge träumte Simon davon, einmal einen Oldtimer zu besitzen: „Am besten etwas Ausgefallenes und am liebsten mit V8!“
Diesen Traum erfüllte er sich 2016 mit dem Import des inzwischen rar gewordenen Galaxie 500: „Die Lackierung in ‚Seafoam Green‘ und die passende Innenausstattung haben mir besonders gut gefallen. Weil es sich um aufpreispflichtige Extras handelte, ist diese Kombination auch sehr selten.“ Nach dem Import mussten neben der TÜV-Umrüstung lediglich die Bremsen überholt und einige Kleinigkeiten repariert werden: „Der Galaxie brauchte eine neue Benzinpumpe und einen neuen Lichtschalter, außerdem mussten die undichten Schläuche der Servolenkung ausgetauscht werden.“

Diese Aufgaben übernahmen die Jungs von Schaebra Customs aus Bornheim, denen Simon den Fastback Cruiser auch regelmäßig zur Wartung anvertraut: „Bis zur Werkstatt von Andreas und Florian ist es zwar ein Stück, aber dafür kann ich mich darauf verlassen, dass der Wagen tipptopp in Ordnung ist.“ Simons Galaxie 500 ist mit einem 210 PS starken 302-ci-Motor ausgerüstet, der damals den Einstieg in die V8-Welt darstellte: Für die großen Fords standen darüber hinaus zwei 390-ci-Triebwerke und ein 428-ci-Big Block mit 315 PS in der Optionsliste.

„Mir war klar, dass diese Motorisierung nicht die stärkste ist“, schildert Simon, „aber dafür ist der Ford super erhalten und unverbastelt.“ Ohnehin ist der gepflegte Klassiker eher für gemütliche Ausflüge als fürs Kilometerfressen prädestiniert. Bestens geeignet ist der schmucke Klassiker auch für Hochzeiten und sonstige Anlässe, weshalb Simon den Ford auch über seine Firma mpa-Oldtimer vermietet: „Ich habe den Wagen schon für Fotoshootings und als Geburtstagsüberraschung zur Verfügung gestellt. Besonders gern wird der Galaxie für Hochzeiten gebucht.“ A Match made in Heaven, denn wie beim Fastback gilt bei der Hochzeit: Ende gut, alles gut!
Text & Fotos: Frank Mundus
1968er Ford Galaxie 500
Motor: OHV-V8, 302 ci, 4.949 ccm, 210 PS bei 4.400 U/min, 400 Nm bei 2.400 U/min, Bohrung x Hub in mm: 101,6 x 76,2, Verdichtung 9:1, Zweifach-Vergaser
Kraftübertragung: Ford „FMX“ Dreigang-Automatikgetriebe, Hinterradantrieb, Achsübersetzung 3.10:1
Vorderachse: Einzelradaufhängung, Einzelradaufhängung an oberen und unteren Querlenkern, unten mit Zugstrebe, Querstabilisator
Hinterachse: Starrachse an Dreilenker-Aufhängung, Panhardstab, Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer
Bremsen: Trommelbremsen rundum
Räder: Originale Stahlräder mit Radkappen in 15″
Reifen: Maxxis „MA-1“ mit Weißwandstreifen in 235/75 R15
Sonstiges: unrestaurierter Originalzustand, Originallack „Seafoam Green“
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