1957er Chevrolet Bel Air 4-Door Sedan
Showcase RestoMod – Made in Austria
Classics Reloaded aus dem Österreichischen St. Pölten hat sich mit dem 57er Chevy Bel Air dieses Mal einem Evergreen auf dem Oldtimersektor gewidmet. Im Zuge einer Komplettrestaurierung verbesserte und verfeinerte das Team um Firmenchef Hans-Peter Zwetti den Klassiker mit ebensoviel High Tech wie Fingerspitzengefühl.
In den Top Ten der bekanntesten und beliebtesten US-Klassiker dürften die Tri-Five Chevys auf den vorderen Plätzen landen. Also die Modelle der Jahre 1955 bis 1957. Gerade der Chevrolet Bel Air des 1957er Jahrgangs mit seinen typischen Blenden an den scharf gezeichneten Heckflossen darf wohl als Inbegriff eines Straßenkreuzers gelten. Während der imposante Cadillac eher für Custom-Projekte herangezogen wurde, erfreut sich der kompaktere Chevrolet aber seit jeher großer Beliebtheit in der Hot Rod und Drag-Racing Szene. Für ein RestoMod Projekt, das einen alltagstauglichen Klassiker mit modernen Fahreigenschaften zum Ziel hat, bietet der 1957er Chevy daher eine hervorragende Plattform.
Vorführwagen: Bel Air
„Mit dem Wagen wollten wir sozusagen ein ‚Vorführfahrzeug‘ für Classics-Reloaded schaffen“, erklärt Hans-Peter Zwetti, Inhaber des in der Landeshauptstadt von Niederösterreich beheimateten Betriebs (siehe auch Shop Tour in CHROM&FLAMMEN-Ausgabe 07/2015). Der Bel Air sollte die breite Palette der von Classics Reloaded angebotenen Leistungen demonstrieren: Angefangen bei der Beschaffung des Basisfahrzeugs, über Restaurierungsarbeiten innen wie außen, bis hin zu gezielten Tuning- und Verbesserungsmaßnahmen. In technischer Hinsicht kam es Hans-Peter darauf an das Machbare aufzuzeigen, ohne den charakteristischen Auftritt des Tri-Five Sedans zu verändern.
Ein ursprünglich aus Florida stammender Bel Air brachte beste Voraussetzungen für das Vorhaben mit. „Der Viertürer war ungeschweißt und nahezu rostfrei. Dafür litt die Mechanik an Standschäden aus 25 Jahren, Motor und Getriebe waren unbrauchbar“, schildert Hans-Peter. Auch die Sonne hatte dem Chevy zugesetzt: „Das Interior befand sich in einem sehr schlechten Zustand.“ Wesentlich mehr als eine gesunde und unfallfreie Karosserie benötigte das Classics-Reloaded-Team aber ohnehin nicht: Für das Fahrwerk war ein umfassender Umbau ebenso geplant wie für den Antriebsstrang. Der Innenraum sollte später im zeitgenössischen Stil mit Echtleder ausgeschlagen werden.
Moderner 350-ci-ZZ4 Chevrolet Smallblock
Als Triebwerk wählte Hans-Peter einen modernen 350-ci-ZZ4 Chevrolet Smallblock, den er mit Edelbrock-Köpfen, Crane-Rollenkipphebeln sowie einer Edelbrock-Ansaugbrücke und einem 650-cfm-Vergaser desselben Herstellers kombinierte. Über Longtube-Fächerkrümmer und eine 2,5-Zoll-Edelstahlauspuffanlage mit X-Pipe und Maganaflow-Töpfen können die Abgase des 9,8:1 verdichteten Aggregats ohne großen Widerstand ausströmen. Ein 700R4-Automatikgetriebe mit Wandlerüberbrückung sorgt für die Umsetzung der Kraft in ansehnliche Fahrleistungen. Das Moser Sperrdifferential gibt einen Hinweis darauf, dass der Chevy mit einer gewissen Performance-Orientierung aufgebaut wurde.
Auch das modifizierte Fahrwerk sollte dem Bel Air mehr Sportlichkeit einhauchen, ohne den Komfort zu beeinträchtigen. Mit einem bloßen Austausch der Originalfederelemente gegen die Ride-Tech-Luftfederbälge war dieses Ziel allerdings nicht zu erreichen. Zunächst nahmen sich Hans-Peters Mitarbeiter den Rahmen vor, der verstärkt, verzinkt und schließlich pulverbeschichtet wurde. An das verstärkte Rückgrat wurden vorn Querlenker aus Stahlrohr montiert, eine Vierlenkerkonstruktion ersetzte die Blattfederaufhängung der Hinterachse, in Querrichtung wird die Starrachse jetzt zusätzlich durch einen Panhardstab fixiert. Erst nach diesen Vorarbeiten konnten die mit Sensoren für Druck und Höhenstand versehenen Luftfederelemente ihre Plätze einnehmen.
Perfekte Straßenlage dank AirRide
Das Gröbste war damit zwar geschafft, aber die Arbeit an den Details hatte es in sich. „Bis das AirRide perfekt funktionierte gab es einige Schwierigkeiten. Sowohl an der Mechanik als auch bei der Steuerung ging viel Zeit für Einstellarbeiten drauf“, erinnert sich Hans-Peter. „Schlussendlich hat es sich gelohnt. Die Straßenlage des Bel Air ist klasse und zwar nicht nur im Vergleich mit anderen Fifties-Klassikern!“
Die selbstständige Steuereinheit des Fahrwerks sorgt dafür, dass das Karosserieniveau auf der vorprogrammierten Höhe bleibt. Obwohl die Federelemente des Air Rides zu Showzwecken einzeln ansteuerbar sind, gibt es zwecks einfacherer Handhabung drei vorprogrammierte Einstellungen. In der Parkposition kauert der Chevy flach auf dem Boden. In der Stellung „Drive“ wird das Chassis nach dem Anlassen des Motors automatisch auf eine Bodenfreiheit von elf Zentimetern einjustiert. Während das Fahrwerk in der Einstellung „High“ in die höchste Stellung gefahren wird, um das gefahrlose Überwinden von steilen Auffahrten oder Aufpflasterungen zu ermöglichen.

Karosserie und Originalteile für den Bel Air
Eine Zahnstangenlenkung und Innenbelüftete Scheibenbremsen ergänzen die Modernisierungsmaßnahmen. „Die Kombination aus Zahnstangenlenkung, Vierlenker-Hinterachse und AirRide sorgt für ein sehr sportliches und exaktes Fahrverhalten“, berichtet Hans-Peter erfreut. „Und das Absenken in die Park Position sieht natürlich sehr lässig aus!“ Noch vor der endgültigen Fertigstellung präsentierte das Classics Reloaded Team den Bel Air auf vielen US Car Meetings. „Gleich nachdem die Karosserie wieder auf dem Rahmen war und wir den Motor sowie das Getriebe eingebaut hatten, nahmen wir den Wagen zu Treffen mit. Obwohl der Innenraum noch leer war. So konnten wir den Leuten einen besseren Einblick in unsere Arbeit zu vermitteln.“
„Gerade der 1957er Bel Air darf als Inbegriff
eines Straßenkreuzers gelten.“
Weil die Kundenaufträge natürlich vorgingen und der Chevy als Anschauungsobjekt auch in unfertigem Zustand seinen Zweck erfüllte, hatte der Abschluss des Vorhabens keine Eile. Insgesamt dauerte der Aufbau rund zweieinhalb Jahre. Bei Bedarf wäre es aber problemlos schneller gegangen. Die nötigen Teile aufzutreiben ist im Falle des beliebten Chevy kein Problem: „Fast alle Originalersatzteile sind im Nachbau verfügbar. Auch die Zubehörindustrie bietet für diese Fahrzeuge ein gutes Sortiment.“, schildert Hans-Peter, „Viele Spezialitäten wie zum Beispiel die Lederausstattung lassen sich aber natürlich nicht ‚von der Stange‘ kaufen.“
Passend zur Zweifarblackierung in „Tropical Turquoise“ und Weiß hat Classics Reloaded das Lederinterieur nach einem eigenen Entwurf in Handarbeit angefertigt. „Der Grundgedanke war eine zeitgenössische und nicht zu ‚customlastige‘, aber doch hochwertige, coole Optik zu erzielen. Das Design orientiert sich an hochpreisigen Fahrzeugen der damaligen Ära, wie etwa Cadillacs oder dem Ford Thunderbird.“
Guter Sound im Oldtimer
Hinter dem zweifarbig belederten Armaturenbrett verbirgt sich nicht nur eine aufwändige Hi-Fi-Anlage. Ebenso die Vintage-Air-Klimaanlage bei der die Luftverteilung über Servomotoren, anstatt wie im Originalzustand, über Seilzüge geregelt wird, ist hier platziert. Billett-Aluteile ersetzen Einstiegsleisten und die Zierblende am Armaturenbrett.
Zusammen mit den polierten American-Racing-Alurädern auf die Vogue Tyres mit einem feinen weißen Streifen aufgezogen sind, lassen nicht zuletzt Details wie die 24-karätig vergoldeten Embleme den Chevrolet strahlen. Mit diesem „Vorführwagen“ ist dem Classics Reloaded Team ein echter Hingucker gelungen. Der Bel Air hält was die saubere Optik verspricht.
Text: Frank Munds
Fotos: Frank Schwichtenberg
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1957er Chevrolet Bel Air 4-Door Sedan
Motor: GM Performance „ZZ4“ OHV-V8, 350 ci, 5.736 ccm, 387PS, Verdichtung 9,8:1
Edelbrock Vergaser „Thunder Series 650 cfm, MSD Pro Billet Verteiler, Vintage MSD Bo, Longtube Headers, Niro-2,5“-Auspuffanlage, X-Pipe, Magnaflow Schalldämpfer, Hydraulic Roller Nockenwelle, Crane Roller Kipphebel, polierte Edelbrock E-Street Zylinderköpfe, Edelbrock Ansaugbrücke, Alu-Hochleistungskühler mit doppeltem E-Lüfter, Ölkühler, Keilrippenriemen mit Billet-Riemenscheiben
Kraftübertragung: verstärktes Viergang-Automatikgetriebe GM 700R4, B&M Wandler mit Lock-up, Valve Body modifiziert, Heckantrieb, Getriebeölkühler, Geschmiedete Steckachsen von Moser (Custom Order), Auburn Sperrdifferential
Vorderachse: Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern aus Stahlrohr, Ride Tech Luftfederelemente, Druck- und Niveau-Sensoren an jeder Aufhängung, Steuerung von Dakota Digital, Flaming River Zahnstangenlenkung mit Servounterstützung
Hinterachse: Starrachse an 4-Link-Aufhängung, Panhardstab, RideTech Luftfederelemente, Druck- und Niveau-Sensoren an jeder Aufhängung, Steuerung von Dakota Digital
Bremsen: innenbelüftete Scheibenbremsen rundum, 2-Kreis System mit Bremskraftverstärker und einstellbarem Bremskraftregler.
Räder: American Racing „Torq Thrust II“ in 8 x 17″
Reifen: Vogue Tyre „White Line“ in 235/50ZR17
Interieur: handgefertigte zweifarbige Echtlederausstattung inklusive aller Seitenverkleidungen und Kofferraumverkleidungen nach Entwurf von Classiscs Reloaded, Embleme an den Türverkleidungen, zweifarbiges Armaturenbrett Lederbezogene Ablage, Logos in Sitzlehnen gestickt, hochglanzpolierter Billet Dash Trim und Einstiegsleisten
Soundanlage: Classic Auto-Sound Radio mit USB und MP3, 4x Hochtöner versteckt verbaut, 2 Lautsprecher anstelle des Originallautsprechers im Armaturenbrett, 2 Subwoofer hinter lederbezogener Abdeckung im Kofferraum, Abdeckungen im Innenraum in Leder-farbe lackiert, Verstärker, Frequenzweichen im Kofferraum hinter Lederbezogener Abdeckung.
Sonstiges: Rahmen versteift, verzinkt und pulverbeschichtet; Vintage Air Klimaanlage; Embleme 24k vergoldet; Edelstahl-Tank und Benzinleitungen originale Window Visors (Dealer installed Option), Klarglas-Scheinwerfer mit Blue Dots