Das Leben ist ein Ponyhof

Ponycar 1964er Mustang

Early Pony Car: 1964 ½er Ford Mustang Hardtop Coupe

Was für einen Wagen fährt wohl der Präsident des First Mustang Club of Germany? Diesen hier! Doch bis dieses Urpony aus dem Debütjahrgang so gut aussah, musste sich Marco ganz schön ins Zeug legen.

Pony Car: 1964er Ford MustangFords legendäres Pony Car der allerersten Serie hatte es dem Südhessen angetan: „Ich hatte schon lange den Wunsch, ein amerikanisches Auto zu fahren. Natürlich mit V8, und der Mustang war auch da irgendwo im Hinterkopf. Beim Konkretisieren und Einlesen in die Thematik stellte ich immer mehr fest, dass es der 65er Mustang werden sollte. Dass es am Ende ein 64 ½ er wurde, war reine Glückssache.“ Trotz der immensen Stückzahlen der 1964er bis 1966er Jahrgänge gingen dreieinhalb Jahre Suche über die gängigen Online-Plattformen und viele Besuchen bei deutschen und holländischen Händlern ins Land, bis Marco sein Exemplar im Sommer 2013 in Bremerhaven fand.

Der Zustand der Außenhaut des aus LA importierten Trabers war sehr gut. „Leider durfte ich nur eine kleine Probefahrt machen, wodurch mir die ganzen nicht sichtbaren Mängel entgingen. Der überholungswürdige Motor war original, aber verbastelt. Er wurde zu heiß, der Öldruck riss manchmal ab. Außerdem war der Small Block fälschlicherweise blau lackiert, auch der Motorraum sah nicht so toll aus. Die Achsgeometrie stimmte überhaupt nicht, sodass das Coupe beim Ein- und Ausfedern in immer andere Richtungen lenkte, genau wie beim Bremsen. Dann brach noch ein Bremsschuh der hinteren Trommelbremse und blockierte die Hinterachse. Der Kickdown war nicht angeschlossen. Und so weiter…“ Aber ein Ziel vor Augen, wurden die Ärmel ambitioniert nach oben gerollt.

Pony Car: Aufarbeitung oder zum Abdecker?

Nach zwei Monaten, während derer Marco den Ford stetig verbesserte, beendete ein Motorschaden das US-Car-Glück. Den behob der Servicetechniker im Maschinenbau, ohne über große Vorkenntnisse zu verfügen, was schon ein bisschen Arbeit und Investition erforderte. Im Anschluss an den Ausbau wurde der V8-Motorblock von der Firma Reese in Mainz gebohrt und gehont; in der Zwischenzeit erhielt der Motorraum in Marcos Einzelgarage ein frisches Lackkleid, und anderen Problemzonen wurde die ihnen gebührende „tender loving care“, sprich „liebevolle Zuwendung“, zuteil: „Größere Arbeiten konnte ich wochenends in der Werkstatt eines Freundes erledigen. Beim Einbau bekam ich Hilfe von meinem damals elfjährigen Patenkind und anderen Clubmitgliedern. Bei der Einlaufphase der neuen Nockenwelle halfen mir wiederum erfahrene Mitglieder vom Mustang Club vor einem Stammtischtreffen.“

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Pony Car: Ford Mustang firered

Was draus gelernt? Und ob! Durch den Neuaufbau sowie die Vergaser- und Zündungsprobleme tauchte Marco so tief in die Materie ein, dass er im Club Workshops zum Selberschrauben und Verstehen anbietet. „Auch helfe ich anderen V8-Fahrern bei Vergaserproblemen wie zu hohem Verbrauch oder einer anstehenden Überholung. Ich muss leider sagen, dass selbst Spezialfirmen hier oft versagen und einen Vergaser nur mit Hilfe eines Abgastesters justieren. Mal ehrlich, was interessieren mich Abgaswerte, wenn das Auto miserabel läuft, schlecht anspringt und zu viel verbraucht? Ich selbst stelle die Wagen nach einer Mischung aus Unterdruck, Drehzahl und Gehör ein, die Ergebnisse sprechen ganz für sich.“ Und bei optimaler Einstellung stimmen dann auch die Abgaswerte.

Neues Auto, neues Amt

Generell war der Kauf trotz der vielen Ärgernisse und entstandenen Kosten eine gute Entscheidung, resümiert Marco: „Dadurch habe ich Zugang zur US-Car-Szene mit vielen netten und interessanten Leuten erhalten. Ich nahm bisher an mehreren Oldtimer Rallyes teil, davon zweimal mit meinem Patenkind als Copilot – tolle Erfahrungen! Auch bin ich mittlerweile Präsident des First Mustang Club of Germany, obwohl ich eigentlich nichts mit Clubs am Hut haben wollte. Doch bisher gab es nur zufriedene Gesichter. Ein Problem ist allerdings oft, neben dem Job und der Clubarbeit noch etwas Freizeit zu finden.“

Pony Car - 1964er Ford Mustang Wird er fündig, bekommt der Mustang bei schönem Wetter und am Wochenende Auslauf. Regelmäßige Ziele sind diverse Treffen oder US-Car-Stammtische im Umkreis, freitags etwa bei den Goodguys Germany / Rhein-Main Cruiser und natürlich die Zusammenkünfte des First Mustang Club of Germany oder der Classic Mustangs of Rhein-Main. Überhaupt ist der Wagen ein gern gesehener Gast: „Beim Oldtimertreffen in Seligenstadt erhielt mein Ford den Pokal für das beste Auto der 60er Jahre. Das Fahrzeug war bisher in keinem anderen Magazin, es gibt aber einen Bericht darüber im neuen Buch von Dani Heyne: Ford Mustang – Das Schnellste Pony der Welt seit 1964.“

Text: Arild Eichbaum
Fotos: Timo Parton

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