Volle Punktzahl für den Originalzustand:
1966 Pontiac Star Chief Executive
Über US-Klassiker lässt sich lange und leidenschaftlich fachsimpeln. Ist ein Coupé oder ein Station Wagon cooler? Muss es ein Big Block sein? Sind Autos aus Kalifornien wirklich die besten (rostfreiesten)? Über eine Sache gibt es aber kaum Diskussionen: Je originaler ein Auto ist, desto seltener und entsprechend wertvoller ist es auch. Von daher hat Ralf Liedtke mit seinem Pontiac Star Chief einen Volltreffer gelandet.
Ralf redet nicht lange um den heißen Brei herum, wenn es um die Kaufgründe für seine Limousine geht: „Ich hab diesen Wagen gekauft, weil er aus erster Hand stammt und absolut original ist“, erklärt der Brühler. Beeindruckend ist neben dem hervorragenden Zustand auch die nachvollziehbare Historie des Pontiac. Seit 1966 liegen Rechnungen über Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten vor. Der Star Chief besitzt noch sein originales Built-Sheet, womit sich belegen lässt, dass Motor und Getriebe nie gewechselt wurden. „Numbers Matching“ also. Auch das originale „Pontiac Protect-O-Plate“ ist bis heute an Bord. Es sagt uns, dass ein gewisser Ivan Coberly der Erstbesitzer des Pontiac war. Besitzer Nummer zwei ist dann bereits Ralf Liedtke. Nicht schlecht.
Irischer Glücksfund
Ralf fand den Wagen übrigens nicht in den USA, sondern in Irland. Nun ist das irische Klima nicht unbedingt für seine langen Schönwetterperioden bekannt. Umso erstaunlicher ist der sehr gute Zustand des Fullsize-Pontiac. Was dennoch zu behandeln war, erledigte Ralf in Eigenregie.
Ein anderer Grund, warum sich Ralf in den Star Chief verliebte, war sein Äußeres. Das lässt sich einfach nachvollziehen, denn das Design des Viertürers ist fraglos gelungen. Es entstand unter der Regie von Pontiac General Manager „Bunkie“ Knudsen. Dieser Mann hatte fraglos Benzin im Blut und baute ungern Autos, die einfach nur von A nach B fuhren. Stattdessen legte er großen Wert auf Performance und Design. Unter seiner Regie betrat Pontiac bereits mit dem 57er Bonneville die „Leistungsgesellschaft“, 1964 schuf er mit dem GTO den Urvater aller Muscle-Cars. Optisch leistete sich Pontiac in den 1960ern ebenfalls keine Ausrutscher.
Bewährtes Star Chief Design
Davon profitierte auch der 66er Star Chief. Sein Design wurde 1964 präsentiert und in den folgenden Modelljahren nur minimal verändert, wenn man von dem leicht verlängerten Radstand der 65er- und 66er-Modelle absieht. Bei diesem Auto stimmen einfach die Proportionen. Hinzu kommt die B-Säulen-freie Dachkonstruktion, die der Limousine mehr Leichtigkeit verleiht. Dieser Eindruck wird im Fall von Ralfs Star Chief noch durch die weiß lackierte Dachpartie unterstützt.
Am wichtigsten ist aber: Dieser Pontiac sieht nicht nur dynamisch aus, er fährt sich auch so. Zumindest, wenn es um souveränes Beschleunigen geht. Dann darf der 389-ci-V8 seine Muskeln spielen lassen. Nicht falsch verstehen: Das hier ist kein Drag-Racer. Aber der Motor schafft es, die immerhin 1,9 Tonnen Lebendgewicht des Star Chief vergessen zu machen. Das sieht bei Kurvenfahrt, Stichwort „rutschfreudige Vinylsitzbank“, und beim Bremsen, Stichwort „Trommelbremsen“, naturgemäß anders aus. Aber für derart europäische Fahrdynamik wurde der Poncho auch nicht gebaut.
Viel lieber erfreut er seine Insassen mit großzügigen Platzverhältnissen, komfortabler Federung und mit einem Kofferraum, dessen Fassungsvermögen nur von einem Schwarzen Loch im All übertroffen wird.

Namenszusatz Executive
Übrigens: Den Namenszusatz „Executive“ bekamen alle Star Chiefs des Baujahrs 1966. Davor war dies der Name eines Ausstattungspaketes. Gleichzeitig wurde die generelle Namensänderung der Baureihe ab 1967 eingeleitet: Der Name Star Chief verschwand von der Bildfläche, stattdessen wurde dieses Ausstattungs-Level ab sofort als Executive bezeichnet.
Ralf Liedtke fährt also nicht nur einen sehr gut erhaltenen und originalen Wagen, sondern auch einen der letzten seiner Art.
Fotos: Frank Mundus
Text: Bernd Bartels
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1966er Pontiac Star Chief Executive
Motor: OHV V8, 389 ci, 6.375 ccm, 290 PS, 566 Nm, Verdichtung 10,5:1, Zweifach-Vergaser, Edelstahlauspuffanlage
Getriebe: Dreigang-Automatikgetriebe Turbo Hydra-Matic, Heckantrieb
Vorderachse: Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern, Spiralfedern, Teleskopstoßdämpfer, Drehstab-Querstabilisator
Hinterachse: Starrachse an je zwei Längs- und Schräglenkern, Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer
Bremsen: Trommelbremsen vorn und hinten
Felgen: 14 Zoll Pontiac Stahlfelgen mit originalen Radkappen
Reifen: Goodyear Assurance Touring in 215/75 R14
Interieur: Komplett original, grüne Vinyl-Ausstattung
Sonstiges: Zweifarblackierung in Grün-Metallic und Weiß