Einer der letzten: 1979er AMC AMX
Es ist die Zeit des Umbruchs. Im Schatten der Ölkrise verlangt der Kunde nach kompakten, sparsamen und vor allem preiswerten Autos. Die Umstände könnten schlechter kaum sein und dennoch erscheint zu genau dieser Zeit das letzte Muscle Car aus dem Hause American Motors. Und tritt das Erbe eines großen Namens an: AMX.
History
Wir schreiben das Jahr 1979. Der US-Automarkt war sehr schwierig geworden nach der Ölkrise. Chrysler war fast bankrott, Ford brachte den Fox Body Mustang auf den Markt, hatte aber noch mit dem „Pinto-Trauma“ zu kämpfen; das Jahr war geprägt von dem Versuch der „Großen Drei“, dem boomenden Import von preiswerten Fahrzeugen der Kompaktklasse etwas entgegenzusetzen.
Beim Autobauer American Motors hatte seit 1979 Renault als Mehrheits-Aktionär das Sagen und versuchte natürlich aufgrund der neuen Möglichkeiten, seine Kompaktwagen auch in Nordamerika abzusetzen bzw. sogar diese dort zu produzieren. Dieser Umstand sorgte dafür, daß alle AMC Performance-Modelle nach und nach verschwanden. Das letzte echte AMC Muscle Car sollte der AMX auf Basis des AMC Spirit sein. Viele sind der Meinung, dass der 1979er AMX mit dem bestellbaren V8 der legitime Erbe der 1968-70er AMX Modelle ist.
Der 1979er AMC AMX
Den AMX gab es 1979 nur in sechs Farben (Classic Black, Olympic White, Firecracker Red, Saxon Yellow, Wedgewood Blue und Morrocco Buff). Standard waren schwarze Stoßfänger mit Hörnern und Zierleisten, Front- und Heckspoiler sowie Kotflügelverbreiterungen und ein schwarzer Gitter-Grill mit „AMX“ Logo. 14“-Turbo-Cast II-Alufelgen mit ER60x14 White Letter-Reife sowie „AMX“ Logos auf den Türen und seitliche Zierstreifen sorgten für einen sportlichen Auftritt. Für 60 Dollar Aufpreis gab es sogar ein spektakuläres Hauben-Dekor im Flammen-Design.
Im Innenraum des AMC AMX ging es ebenfalls sportlich zu: Sportsitze in Cordura-Stoff oder Vinyl, Armaturenbrett in der Optik von gebürstetem Aluminium, Ledersportlenkrad, Mittelkonsole mit Armlehne und Zusatzinstrumenten (Uhr, Ampere-Meter, Öldruck und Vakuum). Serienmäßig war auch ein Drehzahlmesser. Wem das nicht reichte, für den gab es ein „Custom Interior“ Paket, mit dem man den Innenraum individuell ausstatten konnte sowie viele weitere Extras bis hin zum herausnehmbaren Sonnendach.
Bei der Motorisierung konnte man zwischen dem 4,2 Liter (258 ci) Reihen-Sechszylinder mit 110 PS und dem wieder angebotenen 5-Liter (304 ci) V8 mit 125 PS wählen. Die Kraftübertragung konnte wahlweise per Vier-Gang Schaltgetriebe oder Automatik-Getriebe – jeweils mit Floor-Shifter erfolgen. Eine Lenkrad-Automatik wurde für den AMX nicht angeboten.
Die Hinterachse kam serienmäßig mit „Twin-Grip“ Differential und 2.87:1 Übersetzung (Schaltgetriebe) bzw. 2.53:1 oder 3.08:1 (Automatikgetriebe). Die Fahrzeuge mit Schaltgetriebe erhielten darüber hinaus einen Sport-Auspuff.
Das Fahrwerk bestand aus verstärktem Quer-Stabilisator vorne und hinten, einstellbaren Gabriel „Strider“ Heavy Duty Stoßdämpfern, Polyurethan-Buchsen an Stoßdämpfern und den hinteren „Hi-Control“ Blattfedern, eine spezielle Lenkübersetzung und verstärkten Bremsen.
Der Basispreis für den AMX lag bei 5.899 Dollar für den Sechszylinder bzw. 6.149 Dollar für den Achtzylinder. Dass der AMX ein echter Performer war merkte man im gleichen Jahr auch auf dem Nürburgring: Beim 24 Stunden Rennen 1979 nahmen gleich zwei AMX teil, die in ihrer Klasse die ersten beiden Plätze belegten und in der Gesamtwertung auf Platz 25 und 43 landeten. Und das nach nur 3 Wochen Vorbereitung und auf Straßenreifen!
1980 strich man den V8-Motor aus dem Programm, der AMX war dann nur noch mit dem 258 cui Motor verfügbar und verschwand im Folgejahr ganz, während der Spirit bis 1983 im Programm blieb. 1981 erschien letzmalig ein Fahrzeug mit dem Namen AMX, der „AMX Spirit Turbo“, eine Pace-Car-Studie auf Serienplattform mit einem turbo-aufgeladenen 258 ci Einspritzer-Motor.
Seltenheitswert
Hierzulande war und ist der 1979er AMX eine absolute Ausnahmeerscheinung. Von den ohnehin wenig gebauten Exemplaren verirrten sich nur ganz wenige nach Europa, da dieser hier nur per Sonderbestellung erhältlich war.
Heutzutage ist der AMC AMX der letzten beiden Produktionsjahre ein Fahrzeug mit hohem Sammler-Potential. Das liegt vor allem an den niedrigen Stückzahlen (3.657 in 1979 und ca. 865 in 1980) und der Tatsache, dass der Wert dieses Fahrzeuge erst sehr spät erkannt wurde und nur wenige Exemplare bis heute überlebt haben, besonders begehrt sind natürlich die V8-Modelle mit Schaltgetriebe. Die Ersatzteilversorgung ist zweigeteilt: Technik ist kein Problem, alles andere AMX-typische wird in Gold aufgewogen, sofern überhaupt mal etwas angeboten wird.
Kein Wunder also, dass das hier gezeigte Exemplar bei RM Sotheby‘s für 24.200 Dollar einen Käufer fand, zumal das gezeigte Fahrzeug einige rare Extras wie Klimaanlage, Tempomat, Zentralverriegelung und das Premium Audio System hat. Die sehr geringe Laufleistung und der überdurchschnittlich gute Zustand lassen einen rasanten Wertzuwachs erwarten.
Text: Leif Jungermann
Fotos: RM Sotheby‘s
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